Stoffdidaktik Mathematik an der UP

Struktur der Veranstaltung

Die Veranstaltung Stoffdidaktik Mathematik1 besteht aus einer Vorlesung (2 SWS) und einem zugehörigen Seminar (2 SWS).

Im Wintersemester 2023/24 wird die Vorlesung semesterbegleitend kompakt in der zweiten Semesterhälfte stattfinden. Das Seminar können Sie entweder parallel zur Vorlesung im Wintersemester oder semesterbegleitend im Sommersemester 2024 besuchen.

In der Vorlesung erhalten Sie einen Input zu stoffdidaktischen Grundlagen, wobei der Schwerpunkt auf stoffdidaktischen Theorien liegt, die über vielfältige Unterrichtsbeispiele illustriert werden. Im Seminar haben Sie die Aufgabe, diese Grundlagen selbstständig auf verschiedene Lerngegenstände anzuwenden.

Sie halten einen Seminarvortrag (30 bis 45 Minuten) als Voraussetzung für die Zulassung zur Modulprüfung und fassen Ihre Erarbeitungen in einer Hausarbeit (6 bis 8 Seiten) zusammen, die als Modulprüfung dient.

Einordnung

Die Veranstaltung Stoffdidaktik Mathematik findet nach empfohlenem Studienverlaufsplan im 5. Fachsemester parallel zur Einführung in die Mathematikdidaktik statt.

Das heißt insbesondere, dass Sie bereits die Grundlagen zur Analysis, Linearen Algebra, Stochastik, Geometrie, Algebra und Numerik studiert haben sollten. Auf diese Grundlagen wird in der Stoffdidaktisch fachlich aufgebaut.

Während Sie sich in der Einführung in die Mathematikdidaktik mit verschiedenen Lehr-Lern-Theorien, Unterrichtsprinzipien, prozessbezogenen Kompetenzen oder methodischen Grundlagen des Mathematikunterrichtens beschäftigen, liegt in der Stoffdidaktik Mathematik der Fokus auf der Auswahl und Strukturierung der Unterrichtsinhalte, basierend auf fachlichen und fachdidaktischen Erkenntnissen. Im Wintersemester 2023/24 wird durch eine kompakte Durchführung von Einführung (1. Semesterhälfte) und Stoffdidaktik (2. Semesterhälfte) die Einführungsvorlesung zeitlich vor der Stoffdidaktikvorlesung stattfinden.

Parallel oder im Anschluss an beide Veranstaltungen absolvieren Sie das fachdidaktische Tagespraktikum, in dem Sie die erworbenen Kenntnisse in die Unterrichtspraxis transferieren und erste eigene Unterrichtsstunden im Fach Mathematik halten.

Kompetenzziele der Veranstaltung

Als Kompetenzen, die Sie nach Abschluss von Vorlesung und Seminar erreicht haben sollen, sind angedacht:

  • Sie kennen Aspekte und Grundvorstellungen zu zentralen mathematischen Begriffen.
  • Sie beurteilen Unterrichtsmaterialien und Lernumgebungen hinsichtlich ihrer stoffdidaktischen Eignung.
  • Sie erstellen Aufgaben und erste Lernumgebungen zu konkreten Stoffgebieten.
  • Sie erkennen mathematikdidaktische Prinzipien und Ideen als Entscheidungs- und Strukturierungsgrundlage zu stofflichen Inhalten der mathematischen Bildung.
  • Sie wählen zielgerichtet analoge und digitale Medien zur Unterstützung stofflich orientierter Lehr-Lern-Prozesse aus.
  • Sie setzen sich selbstständig mit stoffdidaktischen Fragestellungen auseinander und nutzen dafür geeignete mathematikdidaktische Literatur.
  • Sie reflektieren die Inhalte der vorangegangenen Mathematik-Fachmodule unter stoffdidaktischen Gesichtspunkten.

Was ist Stoffdidaktik?

Für die Disziplin der Stoffdidaktik Mathematik gibt es keine allgemeingültige Definition, auch haben sich die Schwerpunkte in der historischen Entwicklung stets verschoben.

Grundsätzliches Ziel ist, stoffliche Inhaltsbereiche für den Mathematikunterricht auszuwählen (Was?) und aufzubereiten (Wie?). Im Sinne dieser Veranstaltung kann Stoffdidaktik grob als Spezifierung und Strukturierung von Lerngegenständen aufgefasst werden (zur begrifflichen Einordnung siehe auch Hußmann et al., 2016).

Während hierzu, historisch betrachtet, anfangs der Stoff ausschließlich aus fachmathematischer Perspektive aufbereitet wurde (z. B. durch didaktisch-orientierte Sachanalysen), nahmen in der Folgezeit mehr und mehr auch Lehr-Lern-Theorien Einzug – gar ein Verschwinden der stofflichen Orientierung der Mathematikdidaktik wird befürchtet (vgl. Jahnke, 2010).

Mit dem Begriff der Strukturgenetischen Analyse erweitert Wittmann (2015) die historische Sichtweise als eine »Mathematikdidaktik vom Fach aus«, die sich »auf implizite Theorien des Lehrens und Lernens, die im Fach selbst liegen[, stützt]« (Wittmann, 2015, S. 240). »Anders als bei der Stoffdidaktik, die sich im Wesentlichen auf die logische Analyse des Stoffes und die Wissensvermittlung konzentriert hat, stehen jetzt aber die Genese des Wissens im Verlauf der Schulzeit und Lernprozesse unter Bezug auf unterschiedliche Lernvoraussetzungen im Vordergrund« (Wittmann, 2015, S. 250). Eine derartig ganzheitliche Sichtweise soll auch den Geist dieser Veranstaltung ausmachen.

Überblicke zur historischen Entwicklung der Stoffdidaktik

  • Hefendehl-Hebeker (2016): Subject-matter didactics in German traditions: Early historical developments
  • Schupp (2016, 79 ff.): Gedanken zum „Stoff“ und zur „Stoffdidaktik“ sowie zu ihrer Bedeutung für die Qualität des Mathematikunterrichts

References

Hefendehl-Hebeker, L. (2016). Subject-matter didactics in German traditions: Early historical developments. Journal für Mathematik-Didaktik, 37(S1), 11–31. https://doi.org/10.1007/s13138-016-0103-7
Hußmann, S., Rezat, S., & Sträßer, R. (2016). Subject Matter Didactics in Mathematics Education. Journal für Mathematik-Didaktik, 37(S1), 1–9. https://doi.org/10.1007/s13138-016-0105-5
Jahnke, T. (2010). Vom mählichen Verschwinden des Fachs aus der Mathematikdidaktik. GDM-Mitteilungen 89, 21–24. https://ojs.didaktik-der-mathematik.de/index.php/mgdm/article/view/559/550
Schupp, H. (2016). Gedanken zum „Stoff“ und zur „Stoffdidaktik“ sowie zu ihrer Bedeutung für die Qualität des Mathematikunterrichts. Mathematische Semesterberichte, 63(1), 69–92. https://doi.org/10.1007/s00591-016-0159-y
Wittmann, E. C. (2015). Strukturgenetische didaktische Analysen – empirische Forschung „erster Art“. mathematica didactica, 239–255. http://www.mathematica-didactica.com/altejahrgaenge/md_2015/md_2015_Wittmann_Stoffdidaktik.pdf

  1. Die Modulbeschreibung finden Sie bei PULS.↩︎